Drittes Reich und Zerstörung
 
 

Der Weg in die Zerstörung kann nur durch die geschichtliche Entwicklung im Reich gesehen werden. Der unvorstellbare wirtschaftliche Niedergang, - im Jahre 1932 betrug die Arbeitslosenzahl bereits 5.109.000-, und die Unfähigkeit der politischen Parteien in der Weimarer Republik waren sicher mit ein Teil der verhängnisvollen Entwicklung.

Vor ihrem Machtantritt 1933 hatte die NSDAP in Meerbeck nur eine schmale Anhängerbasis. Unter den Bergleuten fanden die Nationalsozialisten nur wenig Zuspruch. Wie hat sich nun die politische Entwicklung in Meerbeck vollzogen? Der geringe Anteil der Arbeiterschaft an den Stimmen für die NSDAP kommt auch im Vergleich zur Reichstagswahl von 1928 zum Ausdruck. Die beiden großen Arbeiterparteien gehen, bezogen auf das gesamte Moerser Stadtgebiet, lediglich von 39,6 auf 35,6 Prozent zurück. Die Radikalisierung der Arbeiterschaft in Moers drückt sich eher in der Umkehrung des Stimmenverhältnisses zwischen SPD und KPD aus. Die SPD sinkt von 3208 auf 2216, die KPD verbessert sich von 1780 auf 3298 Stimmen.
Die letzte freie Reichstagswahl vom 6. November 1932 zeigt eine deutliche Veränderung bei der Stimmabgabe in der Gemeinde Repelen- Baerl.

NSDAP 3.131
SPD 1.054
KPD 1.240
Zentrum 755
DNVP 942

Am 30. Januar 1933 ernannte der Reichspräsident den Führer der NSDAP, Adolf Hitler, zum Reichskanzler. Mit seiner Berufung zum Reichskanzler leitete Hitler die Phase der nationalsozialistischen Machtergreifung ein, die im Wesentlichen am 2. August 1934 mit der Übernahme auch des Präsidentenamtes durch den " Führer und Reichskanzler " Hitler und die Vereidigung der Reichswehr auf die Person Hitlers als den " Obersten Befehlshaber der Reichswehr abgeschlossen war.


Völkischer Beobachter
Bereits am 28. Februar 1933 wurden nach dem Reichstagsbrand mittels Notverordnung die wesentlichen Grundrechte aus der Weimarer Verfassung außer Kraft gesetzt, und auf der Grundlage des Ermächtigungsgesetzes vom 24. März 1933 übernahm die Regierung die gesamte Staatsgewalt. Mit diesem Gesetz schuf sich Hitler eine scheinlegale Grundlage zur Errichtung der nationalsozialistischen Diktatur.

Wesentliche Schritte auf dem Weg zur Diktatur waren die Gleichschaltung der Länder und die Gleichschaltung der gesellschaftlichen Organisationen. Unmittelbar nach dem Reichstagsbrand am 27. März 1933 wurde die schon faktisch ausgeschaltete KPD verboten, am 22. Juni die SPD; die bürgerlichen Parteien wie etwa die DNVP oder das Zentrum lösten sich selbst auf. Durch das Gesetz gegen die Neubildung von Parteien vom 14. Juni 1933 und das Gesetz zur Sicherung der Einheit von Staat und Partei vom 1. Dezember 1933 wurde die NSDAP zur einzigen zugelassenen Partei und Deutschland zum Einparteienstaat. Die Gleichschaltung von Staat und Partei war damit formal verwirklicht. Schwerwiegend waren neben den Verboten der Parteien und ihrer Nebenorganisationen und Vereinen die Vernichtung der Gewerkschaften und die Zwangseingliederung aller Betriebszugehörigen in die Deutschen Arbeitsfront (DAF).


Maifeier 1936 auf dem
Treibstoffgelände



Maifeier 1936:Gauleiter,Staatsrat
Terboven,spricht zu 7000 Teilnehmern


Maiumzug mit Pferden der Brotfabrik Prinz


SA marschiert durch Meerbeck
Ein weiterer Verband war die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV). Die Hierarchie untergliederte sich in Gaue, danach kamen als Untereinheiten die Kreise, Ortsgruppen, Zellen und Blocks. Jeder Block hatte einen Blockwart (Spitzel). In der Kolonie waren die natürlichen Straßenblocks gleichzeitig organisatorische Blocks. Über ihre Gliederungen und angeschlossenen Verbände erfasste die NSDAP fast alle Bereiche der Gesellschaft.

Die Hitlerjugend (HJ) war straff organisiert und in zwei Altersgruppen sowie nach Geschlecht untergliedert: in die eigentliche HJ (14 bis 18-jährige Jungen), dass Deutsche Jungvolk (10-bis 14-jährige Jungen), die Deutschen Jungmädel (10-bis 14-jährige Mädchen) und den Bund deutscher Mädel (BDM, 14 - bis 18-jährige Mädchen).
1937 wurde das neue HJ-Heim auf dem Galgenberg (heutige Waldschule) fertig gestellt.


HJ-Heim

Bereits 1936 wurde der Samstag zum " Staatsjugendtag " erklärt. Die Pimpfe brauchten nicht zur Schule, sie machten ihre zwei Stunden von 10 bis 12 beim Jungvolk. Die Uniformen waren einheitlich, bestanden aus schwarzer Hose, braunem Hemd und schwarzem Halstuch mit Lederknoten. Koppel und Schulterriemen waren Pflicht. Die Mädchen trugen weiße Blusen und einen dunkelblauen Rock. Das Tragen von Uniformen wurde von den bündischen Jugendverbänden beziehungsweise von der sozialistischen Arbeiterjugend übernommen und von der sozialistischen FDJ in der damaligen DDR weitergeführt. Für den Erwerb der Uniformen gab es besondere Bezugsscheine, ohne Punkte von der Kleiderkarte. Wie erlebte ich nun die Zeit im Jungvolk? Zunächst gab es Schwierigkeiten Zuhause, es mussten ja 25 Pfennig Monatsbeitrag gezahlt werden, und die bekam ich von meinen Eltern nicht. Ob es an den 25 Pfennig gelegen hat? Geld war ja knapp.

Oder ob es vielleicht eine Art passiver Widerstand meiner Eltern war? Sie waren überzeugte Zentrumsleute und wollten ihre Kinder den Nazis nicht ohne weiteres anvertrauen. Jeden Mittwochnachmittag fand der so genannte HJ-Dienst statt (die Teilnahme war Pflicht). Was mir gefiel waren die Sportnachmittage und " Heimabende "mit der Pflege der deutschen Volks- und Wanderlieder; außerdem wurden Ausflüge, Ferienlager, Zeltlager mit Lagerfeuer und Sportveranstaltungen organisiert. Eine intensive politische Schulung fand bei uns im Jungvolk nicht statt.
Der Schreiber der Schulchronik der katholischen Schule schreibt »Für die Gemeinde Meerbeck war der 26. November 1933 ein Ehrentag von besonderer Bedeutung. Im Namen von 25 Ortsvereinen konnte der Grundstein für das Ehrenmal zum Gedenken an die in dem Weltkrieg 1914 bis 1918 gefallenen Brüder aus dem Ortsteil Meerbeck gelegt werden. Die Urkunde wurde von dem Schreiber dieser Zeilen gemacht. Zur Erinnerung wird eine Zeitungsnotiz beigefügt. Man hofft, das Ehrenmal am Volkstrauertag des Jahres 1934 einweihen zu können. Es wird aus Ruhrsandstein aufgebaut und findet seine Aufstellung auf dem Hindenburgplatz an der Südseite der Jahnturnhalle. Vier sechs Meter hohe Säulen nehmen die Bronzenamen der Gefallenen auf; davor ein großer steinerner Altar mit einer Opferschale. Das Ganze umrahmen gärtnerische Anlagen«.



Zeitungsausschnitt „Der Grafschafter “ vom 27. November 1933

Am 29. April 1934 fand unter großer Beteiligung der Bevölkerung die Einweihung des Ehrenmales statt.


Ehrenmal-Einweihung

In der jüngeren Generation wurden die Klassengegensätze nun nicht mehr mit der Selbstverständlichkeit als unüberbrückbar erfahren, wie dies während der 20er und frühen dreißiger Jahre der Fall gewesen war. Bergleute, die 1933 bereits erwachsen waren, beurteilten das NS-Regime und seiner Aufrüstungspolitik oftmals skeptisch und zurückhaltend. In der Regel tat man sich in der Meerbecker " Kolonie " gegenseitig nichts. Nur ein ganz geringer Teil aus den verbotenen Arbeiterparteien und Gewerkschaften organisierten im Untergrund Widerstand gegen die Nazi-Machthaber. Selbst in der Hochburg der Kolonie Meerbeck- Hochstraß mögen es maximal 50 bis 60 gewesen sein. Eine gebührende Betrachtung bietet das Buch »Tatort Moers« von Bernhard Schmidt und Fritz Burger sowie die Ausstellung »Widerstand und demokratischer Neubeginn« im Altkreis Moers. An nur drei brutalen Vergehen in Meerbeck soll hier erinnert werden. Im Februar 1943 wurde die katholische Meerbecker Familie Leiss ausgelöscht, weil Josef Leiss an der Ostfront angeblich übergelaufen war. Sieben unschuldige Menschen aus der Augusta- und der Ruhrstraße wurden über das Konstrukt der " Sippenhaft " im KZ Sachsenhausen vergast. Unter ihnen zwei hochschwangere Frauen und Marianne Leiss ein dreieinhalb-jähriges Kind. Zum Andenken an die Familie Leiss wurde die ehemalige Eitelstrasse in Meerbeck in Leiss Strasse umbenannt.


Familie Leiss



Zeitungsausschnitt „Polnische Verräterfamilie “

Gustav Großmann aus Meerbeck war im Bergarbeiterverband und in der SPD tätig, wurde Knappschaftsältester. Eine Atemwegserkrankung hinderte ihn, politisch aktiver zu sein. Trotzdem wurde er am 9. Juli 1935, einem Samstagabend, verhaftet und bereits am Sonntagmorgen ermordet. Nach ihm ist in den Eicker- Wiesen eine Straße benannt.
Reinhold Büttner hatte sowohl in der SPD als auch im alten Bergarbeiterverband mehrere Funktionen inne. Verhaftet wurde er 1935 zur Meerbecker Kirmes. Es war in der Nacht von Samstag auf Sonntag, um 2:00 Uhr. Etwa vierzehn Tage später wurde er im Duisburger Polizeipräsidium ermordet. Nach ihm ist ebenfalls in den Eicker- Wiesen eine Straße benannt.
Unser Vater erzählte viel später wie das damals war. Pass auf »die holen dich ab«, haben wir Zuhause mitbekommen, aber nie verstanden worum es ging. Er hatte als Meisterhauer eine Gruppe von Russen zu beaufsichtigen. Durch seine bereitwillige Art hatte er ein gutes Verhältnis zu den meist jungen Zwangsarbeitern. Das waren ja arme Menschen. Sie lebten von Wassersuppe und Maisbrot. Irgendwie muss er einem den Tipp gegeben haben, wie man bei der Essensausgabe zu einem " Nachschlag " (nicht ganz legal) kommt. Das ist aufgefallen und er ist daraufhin angeschwärzt worden. 160 Zwangsarbeiter die auf Rheinpreußen Schacht V arbeiteten waren im so genannten " Russenlager " an der Neckarstrasse, hinter der Waschanstalt, untergebracht. Sie wurden in bewachten Kolonnen zur Zeche und wieder zurückgebracht. Beeindruckende Bilder zeigt die Ausstellung » UNTER Menschen ? « Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter im Altkreis Moers-1939-45.


Lager Neckarstraße,Zeichnung Müller

Es fällt schwer unseren Kindern angesichts ihrer völligen Unkenntnis der damaligen Vorzeichen, dies im rechten Licht zu sehen und mit der notwendigen Toleranz objektiv zu beurteilen.
Unsägliches Leid und vielfachen Tod brachte der Zweite Weltkrieg über unsere Kolonie. Neben den vielen Soldaten die den Tod fanden wurde auch die Zivilbevölkerung hart getroffen. Bis zum Mai 1941 wurden 217 nächtliche Fliegerangriffe der Royal Air Force (RAF) auf unser Gebiet geflogen, d. h. durchschnittlich 20 Fliegeralarme im Monat. Bis auf eine Luftmiene am Eupener- Platz, bei dem es die ersten Tote zu beklagen gab, war das Treibstoffwerk und die Kolonie noch glimpflich davongekommen.
Unser ganzes Gebiet wurde zur Luftabwehr vorbereitet. Starke Flakeinheiten (- Flak -Kurzwort für Flugabwehrkanone; daneben umgangssprachlich Kurzbezeichnung für die Flakartillerie) wurden im Meerbecker- Feld, östlich der Johannes Straße (im Bereich des heutigen Wasserwerks) stationiert. Die umfangreichen Bunkeranlagen wurden noch lange nach dem Krieg als Notunterkünfte benutzt. Rund um Meerbeck mit Treibstoffwerk und Schacht V war ein Gürtel von Scheinwerfern, Sperrballons und Abhorchgeräte installiert. Bei den Kanonen handelte es sich um die schwere Flak (Kaliber 10,5 cm 12,8 cm schließlich 15 cm; mit bis zu 15.000 Meter Schusshöhen). Neben den Flaksoldaten waren Flakhelfer eingesetzt, dabei handelte es sich um Jungen der mittel- und höheren Schulen welche das 15. Lebensjahr vollendet hatten. Mädchen und junge Frauen konnten sich freiwillig als Flakhelferinnen (Blitzmädel) melden. Der Einsatz der Flakhelfer erfolgte in der Regel im Bereich des jeweiligen Wohnortes im Rahmen von Einheiten der Flakartillerie.


Luftabwehr
Fesselballon an der Kirschenallee


Luftabwehr Flakhelfer

In der Nacht vom 1. zum 2. Mai 1942 erfolgte ein feindlicher Großangriff auf Meerbeck, wie wir noch keinen zuvor erlebt hatten. Es fielen unzählige Spreng- und Brandbomben, darunter schwerste Luftminen.


Luftabwehr
Horchgerät mit Flakhelferin


Luftabwehr Scheinwerfer

An den meisten Häusern waren die Dächer abgedeckt und die Fensterscheiben zerbrochen. Abgedeckte Dächer und zerstörten Fenster gehörten nun zur Tagesordnung. In der Zeit zwischen dem 13.-26. Juli 1942 waren das Treibstoffwerk und Meerbeck schwersten Bombenangriffen ausgesetzt. Ein besonders schwerer am 17. Juli. Die Bevölkerung hatte bis dahin in selbst notdürftig gesicherten Kellerräumen Schutz gesucht. (Mit von der Zeche gelieferten Holzstempel wurden die Kellerdecken bergmännisch abgestürzt und die Kellerfenster wegen der Splittergefahr zugemauert) Diese Räume boten keinen Schutz, sie waren eher gefährlich.

In großer Eile wurde mit dem Bau von Bunkern begonnen. Wo sich Platz bot wurden zuerst Lang-Erdbunker für 30 bis 40 Personen gebaut. Die Ausschachtungsarbeiten wurden von Gemeinschaften, meist Frauen und Kinder, durchgeführt. Ein sicherer Schutz war der vom Moerser Architekten Eberlein entwickelte Rundbunker, den sogenannten Moerser Topf. Dabei handelte es sich um einen in die Erde eingelassenen Rund-Bunker mit einer Mittelsäule und einer starken Decke. Er bot jeweils zehn bis zwanzig Personen Schutz und war deshalb in kleineren Gemeinschaften schneller zu erstellen. Als Gegenstück gab es den übererdigen Betonpilz, den Moerser Hut.


Bunker „Moerser Hut “,Neckarstraße



Bunker Saarplatz

Durch die Nähe zum Treibstoffwerk wurde die Angst vor Bombenabwürfen immer größer. Seit dem Februar 1942 untersteht die britische Luftwaffe dem Luftmarschall Arthur D. Harris. (»Bomber- Harris«). Er lässt die Bomber nicht mehr in Wellen angreifen, sondern verlangte massierte Flächenbombardierung.


Treibstofftarnung

 
Bunkerbau


Bunker Donaustraße

Im April 1943 gab es große Totalschäden an den Häusern nördlich der Bismarckstraße.
In Flugblättern wird die Bevölkerung zum verstärkten Selbstschutz aufgerufen: Bei Gefahr sind die Luftschutzräume unverzüglich aufzusuchen; wer bei Fliegeralarm die Verdunkelungsvorschriften missachtet, »gefährdet nicht nur sich selbst, sondern ... verwirkt sein Recht auf Achtung, Rücksicht und Hilfe von Seiten der Volksgemeinschaft.«
Die Luftangriffe die dem kriegswichtigen Treibstoffwerk galten wurden immer stärker. Die Schulchronik der Schlageterschule dokumentiert von Mai bis August 1943 folgende Alarme:
Am 5. Mai von 01,40 Uhr bis 03,15 Uhr; 13. Mai von 01,30 Uhr bis 03,15 Uhr; 14. Mai von 01,45 Uhr bis 03,30 Uhr und von 10,45 Uhr bis 11, 30 Uhr; 16. Mai von 23,30 Uhr bis 04,15 Uhr; 17. Mai von 23,30 Uhr bis 0,30 Uhr; 24. Mai von 01,00 Uhr bis 03,00 Uhr; 26. Mai von 01,00 Uhr bis 03,00 Uhr; 28. Mai von 00,30 Uhr bis 02,30 Uhr; 30. Mai von 00,30 Uhr bis 02,30 Uhr; 11. Juni von 12,00 Uhr bis 12,30 Uhr; 12. Juni von 08,25 Uhr bis 09,30 Uhr und von 01,00 Uhr bis 03,00 Uhr; 13. Juni von 01,00 Uhr bis 02,40 Uhr und von 07,25 Uhr bis 08,35 Uhr; 14. Juni von 01,00 Uhr bis 02,00 Uhr; 15. Juni von 00,bis 02,30 Uhr und von 10,00 Uhr bis 11,00 Uhr; 16. Juni von 00,50 Uhr bis 01,30 Uhr; 17. Juni von 00,50 Uhr bis 02,15 Uhr; 18. Juni von 07,45 Uhr bis 08,45 Uhr und von 10,30 Uhr bis 11,00 Uhr; 20. Juni von 02,00 Uhr bis 02,30 Uhr und von 12,40 Uhr bis 13,20 Uhr und von 14,55 Uhr bis 15,35 Uhr und von 18,35 Uhr bis 19,17 Uhr; 21. Juni von 01,20 Uhr bis 01,50 Uhr und von 02,15 Uhr bis 02,40 Uhr und von 08,45 Uhr bis 09,30 Uhr; 22. Juni von 01,10 Uhr bis 02,40 Uhr und von 09,35 Uhr bis 10,50 Uhr; 23. Juni von 00,45 Uhr bis 02,30 Uhr; 24. Juni von 02,00 Uhr bis 03,00 Uhr und von 07,40 Uhr bis 08,30 Uhr und noch dreimal; 25. Juni von 00,30 Uhr bis 02,45 Uhr; 26. Juni von 00,45 Uhr bis 01,30 Uhr und von 19,40 Uhr bis 19,50 Uhr; 27. Juni von 01,30 Uhr bis 01,50 Uhr; 29. Juni von 01,30 Uhr bis 02,45 Uhr.
Allein im Juni 1943 waren 32 Alarme, davon 16 kurz nach Mitternacht. Die Kinder wurden also jede zweite Nacht im Schlaf gestört.
Im Juli werden 37 Alarme davon 18 Nachtalarme und im August 27 Alarme davon wiederum 18 Nachtalarme registriert. Unter dem häufigen Fliegeralarm litten besonders die Kinder physisch und psychisch. Je länger der Krieg dauerte, um so häufiger kam es vor, dass die Alarmsirenen mehrmals in der Nacht heulten und die Eltern zwangen, ihre Kinder aus dem Schlaf zu reißen und in die Luftschutzkeller zu bringen.
Das Jahr 1944 beginnt mit einem schweren Angriff am 28. Februar.
Bei der sich immer mehr steigernden Gewalt und der Gefahr der Terrorangriffe wurden Frauen und Kinder evakuiert. Zwischen den Bombenangriffen wurden immer wieder Trümmer aufgeräumt, Häuser notdürftig repariert und in den Trümmern nach Hab und Gut gesucht (Buddeln).


Fliegerangriff


Zerstörung durch Brandbomben

Bombenschäden



Zerstörung,wie an vielen Stellen in
Meerbeck



Zerstörte Kirche


Zerstörtes Straßenbild,
Königsberger Straße am 22.7.1944

Immer wieder erfolgten schwere Bombenangriffe mit dem Ziel auf das Treibstoffwerk. Eine im Binsheimer- Feld errichtete Scheinanlage sollte die Angriffe ablenken. Ein Wahnwitz zu glauben die Alliierten wären nicht im Besitz von genauem Kartenmaterial gewesen. Darüber hinaus gaben die immer häufiger werdenden Tagesangriffe eine gute Sicht.


Eitelstraße (heute Leissstraße),
links Kino,15.August 1943


Obdachlos


Blindgänger



Jahnstraße,links Saal Biltjes
und Kampmeyer



Zerstörte Gaststätte Schuen


Zerstörte Gaststätte Lohmann

Eine neue Bombardierungstaktik führte Harris ein. Sie wurde Schüttel-Taktik deshalb genannt, weil in drei Gruppen angegriffen wurde: Beleuchter, Zielmarkierer, Bombenwerfer. Die Bevölkerung war immer schwereren Bombenangriffe ausgesetzt. Am 17. und 25. Juni wurden große Teile der Tagesanlagen von Rheinpreußen Schacht V zerstört. Die schon stark zerstörte Sankt Barbara Kirche wurde bei einem Angriff am 20. Juli durch eine Luftmiene total zerstört. Bei einem Nachtangriff am 21. Juli wurden wieder das Treibstoffwerk, Schacht V und die Kolonie heimgesucht. Am 25. Oktober fielen unter anderem allein auf das Treibstoff 967 Tonnen Bomben. Das Geschehen ist kaum zu schildern, in das Schießen der Flak donnern die Bombenaufschläge in unmittelbarer Nähe. Und dann hält es sich dran, eine Bombe nach der anderen. Es heult und kracht. Bald ist kaum noch die Flak zu hören. Alle Augenblicke erschüttert eine Luftmiene den Bunker. Wenn man hoffte, es wäre bald ruhiger, kam wieder eine neue Welle. Einige beteten und es wurde geweint. Im November warfen 479 britische Lancaster Bomber in drei Einsätzen 2.396 Tonnen Bomben auf das Treibstoffwerk und Umgebung. Im Tagebuch der katholischen Schwestern wird berichtet: »am 8. November hieß es im Wehrmachtsbericht " Terrorangriff auf Moers " eigentlich hätte es heißen müssen: auf Meerbeck. Unendlich viele Brandbomben fielen auf unsere Kolonie. Ganz Meerbeck stand in Brand. Es war ein erschütternder Anblick nach Abflug der feindlichen Maschinen die hastenden Menschen zu sehen, wie sie noch ihr hab und Gut retten wollten. In dieser Schreckensnacht waren 70 Tote zu beklagen. Großes Leid ist an diesen Tagen über unsere Kolonie hereingebrochen. Bei diesem Angriff brannte auch unser Vereinshaus bis auf den Boden ab. Den schwersten Angriff den wir erlebten, bekamen wir am 21. November nachmittags 3 Uhr. Es war im Bunker nicht mehr zum Aushalten. Wir erlebten wahre Todesängste. Bombe auf Bombe fiel in unmittelbarer Nähe des Bunkers nieder; eine traf sogar direkt unseren Bunker, schlug aber nicht durch. Wir glaubten nicht, lebend herauszukommen.«


Zerstörung Oedenburger Straße


Eisenstraße,Winter 1944/45



Zerstörte Turnhalle


Zerstörtes Meerbeck,
nördlich der Bismarckstraße



„Der Grafschafter “vom 1.März 1945;
4 Tage später waren die Amerikaner in
Meerbeck

Etwa 200 Luftminen, 9.500 Sprengbomben und 52.000 Brandbomben fielen im Raume Meerbeck und entsprechend groß waren die Verwüstungen. Große Teile von Meerbeck lagen in Trümmern. Meerbeck bot durch die verheerenden Zerstörungen ein trostloses Bild, ein Anblick den niemand zu schildern vermag. Insgesamt trugen die Wohnungen in Meerbeck Schäden bis zu 75 Prozent auf. Die Häuser nördlich der Bismarckstraße waren zu hundert Prozent zerstört. Am 2. März 1945, zwei Tage vor dem Einmarsch der amerikanischen Truppen in Meerbeck, wurde bei dem wohl letzten Tagesluftangriff der Hochbunker auf dem Treibstoffgelände getroffen. Es waren 78 Tote und zahlreiche Schwerverletzte zu beklagen. Zum Verständnis der traurigen Verluste sei noch erwähnt, dass die Bevölkerung fast nur aus Männern bestand. Anfang November 1944 wurden die meisten Frauen mit den Kindern nach Mitteldeutschland evakuiert.


Bombeneinschläge im Bereich der Treibstoffwerke und Teile der Kolonie,nach einer
Luftaufnahme der alliierten Luftwaffe vom 23.März 1945 unter der Flugnummer
33-2578.Übertragen auf den Grundplan der Stadt Moers von K.-Dieter Schwieren.

 
 
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