IKM
 
 

100 Jahre Bergarbeiterkolonie Meerbeck – 100 Jahre Integration

Die ersten 50 Jahre…..

Wie bereits mehrmals erwähnt hat es keine Probleme mit der Integration der ersten Einwanderergeneration in Meebeck gegeben. Alle kamen mit dem Ziel, hier eine neue Existens zu gründen, wobei offensichtlich die solidarische Arbeitssituation unter Tage eine gute Basis für ein gutes Miteinander und Zusammenleben war.

Neue Nachbarn

In den 50er Jahren kamen die ersten „Gastarbeiter“ aus Italien nach Meerbeck. Waren es Anfang des Jahrhunderts noch im wesentlichen Norditaliener, stammen die neuen Nachbarn vorwiegend aus dem Mezzogiorno, dem armen Süden Italiens sowie von der Insel Sardinien aus der Region um die Stadt Carbonia. Sie brachten ihre Familien mit und bildeten bald eine Art italienischer Gemeinde in Meerbeck. Schon bald gründeten sie den Verein ACLI – Associazioni Cristiane Lavaratori Italiani- die Vereinigung christlicher italienischer Arbeiter.

Anfang der 60er Jahre wurden vom Bergbau verstärkt auch Familien aus Spanien angeworben. Diese Familien stammten im Wesentlichen aus Andalusien. Auch sie gründeten einen Verein, den Spanischen Elternverein.

Schon Ende der 60er Jahre wurden Arbeitskräfte in der Türkei angeworben, insbesondere Bergleute aus der Bergbauregion um die Stadt Zonguldak am Schwarzen Meer. Vor allem waren es junge Männer, die ohne ihre Familien nach Deutschland kamen. Erst durch die Entscheidung der Bundesregierung unter Helmut Schmidt, Kindergeld nur noch für Kinder zu zahlen, die in Deutschland lebten, holten viele dieser jungen Männer ihre Familien nach Deutschland, nach Meerbeck. Dieser Zuzug nach Meerbeck wurde dadurch begünstigt, dass viele deutsche Meerbecker zum damaligen Zeitpunkt von einer „modernen“ Wohnung mit Bad und Heizung träumten und das Angebot von Neubauwohnungen in Eick-West, Meerfeld oder Eicker- Wiesen annahmen. Es kam hinzu, dass der Eigentümer des Moerser Teils der Meerbecker Siedlung, die Texaco AG, nur noch wenig Kapital in den Erhalt der Siedlung steckte. Hier konnte man daher als Bergbauangehöriger für wenig Geld eine Wohnung anmieten. Schon bald gründeten die Türken den MIYAD – Moers Isci Yardimlasma Dernegi- Türkischer Arbeitverein Moers. Dieser Verein verfügte mit der Eröffnung des Ata- Türk-Hauses in der ehemaligen Radsporthalle an der Römerstraße am 21.4.1979 als erster Migrantenverein in Meerbeck über ein eigenes Vereinshaus.

Die Idee des Internationalen Kulturkreises IKM entstand

Damalige Mitarbeiter der Arbeiterwohlfahrt Moers erkannten aufgrund ihrer Tätigkeit im Stadtteil Meerbeck, dass zwischen den einzelnen Mirgrantenorganisationen kaum Kommunikation und Kooperation bestand, obwohl im Prinzip gleiche Interessen und Probleme vorhanden waren. Deshalb wurden die Migrantenorganisationen sowie die Moerser VHS am 16.12.1977 zu einem ersten Gespräch eingeladen, um über die Verbesserung der Kooperation untereinander zu sprechen. Als Endergebnis wurde am 30.5.1978 der IKM als Internationaler Kulturkreis IKM e.V. gegründet. Schon damals wurde der internationale Ansatz des Vereins in der Zusammensetzung des Vorstands dokumentiert.

Mitglied im IKM wurden die Migrantenorganisationen ACLI, MIYAD, Spanischer Elternverein, die Chilenengruppe Moers und Einzelpersonen. Institutionell angeschlossen haben sich die Interessengemeinschaft Behinderte Lebenshilfe Moers, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Moers, die Bürgerinitiative Moers-Meerbeck sowie der Service Civil International. Beratend war die VHS dabei.

Hohe Ziele

Der IKM setzte sich gleich zu Beginn hohe Ziele: ein internationales Bürgerzentrum für Meerbeck, die Bildung eines Ausländerbeirats in der Stadt Moers und die Verbesserung des Miteinanders zwischen Deutschen und Ausländern

Der Ausländerbeirat

Das Ziel, einen Ausländerbeirat in Moers zu begründen, wurde relativ schnell umgesetzt. Am 22.04.1980 beschloss der Rat der Stadt Moers als eine der ersten Städte in NRW, einen Ausländerbeirat zu konstituieren. Hier haben die Migrantenorganisationen und der IKM Sitz und Stimme. Der IKM stellte über Jahre den Vorsitzenden des Ausländerbeirats. Seit 1999 ist Cemil Mayadali, der Vorsitzende des IKM, auch Vorsitzender des Ausländerbeirats.

Ein Internationales Bürgerzentrum für Meerbeck

Hier hat es viele Initiativen gegeben. Der IKM entwickelte gemeinsam mit seinen Organisationen Konzepte für ein selbst verwaltetes Internationales Bürgerzentrum in Meerbeck, führte seit 1979 Gespräche mit der Stadt und den Fraktionen über die Barbara-Schule und über die so genannte „Ketschup-Fabrik“ an der Ruhrstraße. Da beide Vorhaben aus unterschiedlichen Gründen scheiterten, mietete der IKM in Eigeninitiative in der Sparkasse Meerbeck die bis dahin von der Bibliothek genutzten Räume ab Mai 1982 an. Mit dem IKM zog auch die ACLI ein, die hier einen internationalen Treffpunkt schuf. Francesco Sedda war der strenge Barkeeper und sorgte hier stets für einen strammen Espresso. Hier fand eine Vielzahl von Diskussionsveranstaltungen, Folklorekursen und Folkloreabenden und natürlich von internationalen Festen statt. Als die Sparkasse 1985 Eigenbedarf anmeldete, hörte der IKM durch Zufall vom Auszug der Metzgerei De Zeuuw aus dem ehemaligen Fleischkonsum Ecke Donaustraße / Kirschenallee. Der IKM wurde sich schnell einig mit der Wohnungsbau der Stadt Moers und konnte so Mitte 1985 die Räume beziehen. Seit dieser Zeit arbeitet der IKM in dem inzwischen sanierten Haus.


IKM-Begegnungsstätte im Sparkassengebäude


IKM-Begegnungsstätte,seit 1985 im alten Fleischkonsum

Die Bürgerfeste in Meerbeck

Schon im Jahr 1979 entstand die Idee eines internationalen Bürgerfestes, um die Arbeit der Migrantenvereine in der Öffentlichkeit vorzustellen. Am 15.9.1979 wurde das erste Internationale Bürgerfest auf der Neckarstraße durchgeführt. Der Vorstand des IKM erhoffte sich dadurch „eine Beeinflussung des sozialen Klimas im Sinne eines positiven multinationalen Zusammenlebens.“ Dieses internationale Straßenfest war das erste seiner Art in Moers und Umgebung. Nach dem ersten Erfolg wurde beschlossen, aus Anlass des 75jährigen Bestehens der Siedlung am 13.09.1980 auf dem Eupener Platz ein großes internationales Bürgerfest zu veranstalten. Dieses internationale Bürgerfest wird nun seit 1980 regelmäßig alle 2 Jahre vom IKM auf dem Eupener Platz veranstaltet. Als besonderen Höhepunkt darf man sicherlich das Internationale Bürgerfest 1982 bezeichnen, als mehr als 10.000 Besucher kamen, nicht zuletzt wegen des Auftritts der Bläck Fööss.

Das Grundprinzip der Feste war die gemeinsame Arbeit. Gemeinsam mit allen interessierten Gruppen wurde das Fest vorbereitet und durchgeführt. So traf sich beispielsweise die Vorbereitungsgruppe mit bis zu 20 Vertretern von Mitveranstaltern für das Bürgerfest 1980 allein zu 11 Terminen und löste gemeinsam alle organisatorischen Probleme. Hier arbeiteten Deutsche und Ausländer gemeinsam an einem erfolgreichen Projekt. Dies alles diente dem besseren Verständnis untereinander und füreinander.


Bürgerfest 1984,Eupener Platz

Ausblick

Integration ist nach wie vor wichtig. Auch nach 25 Jahren Arbeit im Stadtteil Meerbeck ist der IKM nicht überflüssig geworden. Ganz im Gegenteil: der IKM hat als erster Migrantenverein das derzeit sehr akute Problem der fehlenden Sprachkompetenz der Migrantenkinder bei der Einschulung erkannt. Der IKM setzt hier bei den Müttern an und informiert sie über das deutsche Schulwesen, führt Sprachkurse durch und engagiert sich bei der Stadt für mehr Sprachkurse für Grundschulkinder.

In der 100-jährigen Geschichte der Bergarbeiterkolonie Meerbeck ist Ausländerfeindlichkeit oder Fremdenfeindlichkeit nie ein großes Thema gewesen. Es hat in diesen 100 Jahren kaum nennenswerte Vorgänge dieser Art gegeben. Dazu haben die Meerbecker Vereine, wie der IKM, die Bürgerinitiative Meerbeck, der Meerbecker Sportverein, der SCI, die AWO, die Werbegemeinschaft Meerbeck – um nur einige zu nennen – und vor allem auch die beiden Meerbecker Kirchengemeinden und natürlich die Meerbecker selbst beigetragen. Diese positive Erfahrung stärkt Meerbeck auch für die Probleme und Fragen des 3. Jahrtausends.


 
 
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